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Montag, 29. März 2010

Landrat zum Dritten

Am vergangenen Freitag endete die Bewerbungsfrist für die ausgeschriebene Stelle des Landrates des Kreises Barnim. Heute will der Kreistags-Vorsitzende Prof. Dr. Schultz offiziell bekanntgeben, wie viele Bewerbungen eingegangen sind. Am 21. April wird der Kreistag dann den neuen Landrat wählen. Lange Rede, kurzer Sinn: Meine Bewerbungsunterlagen habe ich am 15. März nach Eberswalde geschickt. Da sich die Fraktionsvorstände von CDU, FDP, Grünen und natürlich der SPD schon im November auf den alten Landrat als ihren Kandidaten festgelegt haben und leider ihre Meinung trotz der offen zu Tage getretenen Leitungs- und Strukturdefizite nicht geändert haben, habe ich zusätzlich alle Kreistagsabgeordneten persönlich angeschrieben und eine individuelle Vorstellungsrunde meiner Wenigkeit angeboten. Ich denke, einige Abgeordnte der etablierten Parteien sind inzwischen schon etwas nachdenklicher geworden und sich ihrer Verantwortung mehr als bewußt. "Weiter so ! " ist für den Barnim gleichbedeutend mit Rückschritt...

Sonntag, 28. März 2010

Karl Marx zum Sonntag (2)

"Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandnen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wieder herstellen" (Das Kapital, MEW 25, 259)

Nur als kleine Erinnerung, falls jemand gedacht haben sollte, mit dem EU-Griechenland-Gipfel in der vergangenen Woche wären schon alle Messen gesungen und der westeuropäische Kapitalismus samt Euro gerettet...

Samstag, 27. März 2010

Scharfrichter gesucht !


Vor ziemlich 2 Jahren habe ich begonnen, mich bei den Unabhängigen in Bernau zu engagieren. Besonders, weil deren drei Abgeordnete in der Bernauer Stadtverordnetenversammlung auch mal Probleme beim Namen nennen, was in Bernau völlig aus der Mode gekommen war. Als ich an den ersten Sitzungen der Unabhängigen Fraktion teilnahm und mir die Geschichten aus der Bernauer Murkelei anhörte, dachte ich hinterher immer, die Leute leiden unter Verfolgungswahn. So unwahrscheinlich, beschränkt und regelrecht dumm erschien mir so manche Provinzposse der etablierten Parteien und ihrer Vertreter, gegen die die drei Unabhängigen da unverdrossen angingen wie Don Quichote gegen die Windmühlen.

Inzwischen habe ich etwas mehr Einblick in den hiesigen Provinzpolitzirkus und leider muss ich sagen, dass es noch viel schlimmer ist, als es mir beim ersten Hinhören schien. Ein gutes Beispiel findet man hier. Zur Erinnerung: Der Bürgermeister liess sich in nichtöffentlicher Sitzung der SVV den Kauf einer Innenstadtimmobilie beschließen, die kurz vor der Zwangsversteigerung stand und die er damit viel billiger hätte haben können. In dieser Zwangsversteigerung wäre dann für den Eigentümer, einen Parteifreund des Bürgermeisters, ein geringerer Erlös erzielt worden. Da springt man als Bürgermeister gern ein! Einen der Stadtverordneten ließ sein Gewissen nicht ruhen und er informierte wegen dieses dunklen Geschäftes die Presse. Jetzt wird von Seiten der Staatsanwaltschaft ermittelt - gegen den anonymen Stadtverordneten, nicht gegen den Bürgermeister. Wegen Geheimnisverrats.

Wenn man dann nach dem o.g. Artikel in der heutigen "Märkischen Oderzeitung" eine Seite weiter noch lesen kann, dass ein CDU-Abgeordneter sich wirklich erdreistete, die obige Vorlage mit den Worten abzulehnen, "hier würde die Stadt mit Schmutz beworfen", weiß auch der Gutgläubigste, was hier in Bernau seit 20 Jahren Klüngelwirtschaft los ist. Jetzt frage ich besorgt, ob der Mann so unbedarft ist oder eventuell auch nur Korruptheit dahinter steckt. Nein, nicht die Stadt, sondern der unglaubliche Bürgermeister und sein Chor der Speichellecker gehören an den Pranger. Und man wird immer mehr geneigt, die entsprechenden Instrumente aus dem Bernauer Henkerhaus wieder in Betrieb zu nehmen...

Foto: Am Pranger ( Templermeister, www.pixelio.de)

Freitag, 26. März 2010

Deutsche zweiter Klasse, Teil 12

"Für 800 000 Beschäftigte in Altenheimen und bei ambulanten Pflegediensten soll von Juli an ein Mindestlohn gelten. Die Lohnuntergrenze liegt im Westen dann bei 8,50 Euro und im Osten bei 7,50. Auf diese Höhe hat sich die von der Regierung eingesetzte Pflegekommission verständigt. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sicherte eine schnelle gesetzliche Umsetzung zu." schreibt die "Welt" vor vier Stunden online.

Bevor man sich nun von Seiten der Bundesregierung wieder ob der Glanzleistung gegenseitig auf die Schultern schlägt, fallen mir schon wieder nur Fragen ein:
Warum beträgt der Mindestlohn Ost auch nach fast 20 Jahren deutscher "Einheit" genau 88,24 Prozent vom Mindestlohn West? Sind ostdeutsche Pflegebedürftige rund 12 Prozent leichter, jünger, essen zwölf Prozent weniger oder brauchen 12 Prozent weniger Windeln. Liegen sie sich rund 12 Prozent weniger durch oder geht das Personal nach 88,24 Prozent der Arbeitszeit einfach nach Hause? Wie lange soll diese Diskriminierung eines Bevölkerungsteils in diesem angeblich wiedervereinigten Staat noch gehen ?

Zentrale der "Aufklärung"

Gestern feierte der Bundesnachrichtendienst mit wenigen Gästen - es waren nur 1600 - das Richtfest seiner neuen Zentrale in Berlin. Für die Festung der Schlapphüte war vor Jahren das Berliner Stadion der Weltjugend abgerissen worden. Spitzel sind wichtiger als Sportler.
In dem neuen Spionagezentrum auf einem Gelände von 10 Hektar sollen mal 4000 Mitarbeiter sitzen, es wird auch eine Schule für Spitzel von BND und Verfassungsschutz geben. Die Kosten sind schon wieder um lumpige 95.000.000 Euro gestiegen. Sie sollten ursprünglich mal 720 Mio Euro betragen. Aber der BND arbeitet ja nur unserer Sicherheit. Allerdings nicht der von kritischen Journalisten, wie der des Berliner Journalisten Andreas Förster von der "Berliner Zeitung", der durch den BND, der ja eigentlich ein Auslands(!)-Geheimdienst ist, bespitzelt wurde. Förster ist ein investigativer Journalist in Sachen Geheimdienste. Er hatte vor Gericht verlangt, der BND müsse offenlegen, aus welchem Personenkreis heraus er bespitzelt wurde. Der Dienst weigerte sich und bekam Recht. Die Richter des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig folgten der Geheimdienstargumentation, bei einer Auskunftserteilung sei »die Ausforschung der Arbeitsweise des Bundesnachrichtendienstes zu befürchten«. Das darf natürlich nicht sein. Und Spitzelakten werden natürlich nur aus dem Osten offengelegt...

Freiheit und andere Leute

„Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.” sagte George Orwell (* 25. Juni 1903 in Motihari, Bihar, Britisch-Indien als Eric Arthur Blair; † 21. Januar 1950 in London). Er war ein britischer Schriftsteller, Essayist und Journalist. Durch "Farm der Tiere" und "1984" wurde Orwell weltbekannt und zählt heute mit seinem Gesamtwerk zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischen Literatur.

Wenn diese "anderen Leute" dann auch mal zuhören würden ! Wenigstens ein einziges Mal in vier Jahren...

Auswahl des Zitats: G. Papke, die ich hiermit grüßen möchte und bei der ich mich herzlich bedanke.

Donnerstag, 25. März 2010

Spaßiges von Abgeordnetenwatch

Die Wahl zum Bundestagsabgeordneten führt bei einigen charakterlich und geistig wenig gefestigten Menschen offensichtlich zum absoluten Durchknall, d.h. sie schnappen über vor Wichtigkeit und Arroganz. Der heutige Newsletter von abgeordnetenwatch.de bringt mir einige Antworten von Bundestagsabgeordneten auf den Computerbildschirm, die spontan mein Messer in der Tasche aufgehen lassen. Hier einige Beispiele, wie manche Typen abheben und völlig die Bodenhaftung gegenüber ihren Wählern verlieren:

  • "Ein anonymer E-Mail-Verkehr, bei dem ich nicht weiß, ob es sich bei Ihnen um einen interessierten Bürger oder einen links- oder rechtsextremen Aktivisten des politischen Gegners handelt, bleibt uns dadurch erspart." meint Christian Freiherr von Stetten (CDU) zur Abfrage eines Bürgers in Abgeordnetenwatch. Und Aktivisten antwortet der Graf Koks von der Gasanstalt erst gar nicht. Der Fragesteller wollte übrigens nur den Bundestag besuchen, mit seiner Schulklasse.
  • "...aber mein Respekt gegenüber den Fragestellern gebietet es, weder die Fragen noch meine Antworten auf einem öffentlichen Markt, wie es Internetplattformen sind, beliebig breit zu treten." schreibt Dr. Thomas Feist (CDU) aus Leipzig einem Fragesteller. Gut so, sonst kommt noch heraus, dass man gar nichts zu sagen hat.
  • "Täglich erreichen mich bis zu 50 Anfragen zu den unterschiedlichsten Themen von Bürgern aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland. Im Schnitt beläuft sich das tägliche Email-Aufkommen in meinem Bundestagsbüro auf mehrere hundert E-Mails. Allein die Sichtung (ohne inhaltliche Auswertung und Ausdruck relevanter Dokumente)und Gruppierung dieser E-Mails bindet einen Mitarbeiter täglich bis zu zwei Stunden. Ich bitte daher um Verständnis dafür, dass ich als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete für den Bundestagswahlkreis "Mittelsachsen" vorrangig Anliegen und Anfragen von Bürgern aus meinem Wahlkreis beantworte." meint Veronika Maria Bellmann (CDU) und ist kurz davor, sich vor lauter Arbeit einen Bruch zu heben. Mein Gott, Vroni Maria, wie furchtbar, einfach no fun hier in Berlin und Tag und Nacht nur schindern. Irgendwann, wenn ich noch das 67. Lebensjahr erreiche und meine 800 Teuro Ost-Rente beziehe, werde ich mal etwas Mitleid heucheln. Aber was macht Dein Mitarbeiter eigentlich in den übrigen 22 Stunden des Tages?
  • "...vielen Dank für Ihre Frage. Ich werde Ihnen diese allerdings nicht über Abgeordnetenwatch beantworten und möchte Ihnen dies auch kurz erklären. Abgeordnetenwatch ist eine Plattform, die als selbsternannter Mittler zwischen Abgeordneten und Bürgern auftritt. Abgeordnetenwatch liegt die (unausgesprochene) These zu Grunde, dass Bundestagsabgeordnete sonst nicht ansprechbar oder gar abgehoben und für Anliegen der Bürger nur unter öffentlichem Druck zugänglich seien. Ich habe für mich als demokratisch gewählte Abgeordnete jedoch den Anspruch, ohne einen Vermittler für Sie ansprechbar zu sein. Zu meiner Vorstellung von demokratischer Öffentlichkeit gehört es deshalb, dass ich Bürgeranfragen auf direktem Weg beantworte: in meiner Bürgersprechstunde, in meinem monatlichen Politikbrief, auf meiner eigenen Homepage und in meinen Antworten auf schriftliche Bürgeranfragen. Bitte schicken Sie Ihre Anfrage dazu an mich persönlich " beschied Frau Bundesministerin K. Schröder, geb. Köhler (CDU) einen Bittsteller, der bisher tatsächlich glaubte, dass unsere Bundestagsabgeordneten das Licht der Öffentlichkeit nicht zu scheuen brauchen.
  • "Sofern die Anfragen ernst gemeint und sachlich sind, äußere ich mich dazu gerne auf dem direkten, persönlichen und nicht-öffentlichem Weg. Ich bitte Sie daher, Ihre Anfrage z.B. per Mail an mein Bundestagsbüro zu senden." meinte Lena Strothmann- na , von welcher Partei ? Richtig: CDU und aus Bielefeld (Der liebe Gott in seinem Zorn schuf Bielefeld und Paderborn). Na, da kennt man sowieso kein Licht der Öffentlichkeit, da regnet es immer.
  • " bei Anfragen, die mich direkt und in individualisierter Form erreichen, kann ich dem Absender direkt antworten und die Antwort wird nur ihm persönlich ersichtlich. Bei einem Forum wie www.abgeordnetenwatch.de ist dies – in der Natur der Sache begründet – anders. Das Ziel ist es, eine Antwort an eine Individualperson einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Auch wenn ich in der Vergangenheit an diesem Forum teilgenommen habe, so habe ich mich nach intensiver Diskussion dazu entschieden, Anfragen die mich über das Portal www.abgeordnetenwatch.de erreichen, grundsätzlich nicht mehr zu beantworten" schreibt Klaus Peter Brähmig aus Sachsen (CDU) einem Antragsteller auf dauerhafte Ausreise aus der Sächsischen Schweiz.
"Das Problem dieser Abgeordneten: Sie müssten öffentlich Farbe bekennen." schreibt abgeordnetenwatch.de zu diesem Armutszeugnis einiger, d.h. durchaus nicht aller Bundestagsabgeordneten.

Liebe Leser, ich habe da noch fünf Fragen an Euch, den Souverän dieser Geistesgrößen:
  1. Warum wollen diese Typen eigentlich nur im Verborgenen wirken ?
  2. Haben die Angst vor Euch, dem Volk ?
  3. Haben die vielleicht gar nichts zu sagen?
  4. Worauf bilden die sich eigentlich etwas ein?
  5. Wer wählt sowas ?
Quelle: Newsletter 03/2010 von Abgeordentenwatch.de

Mittwoch, 24. März 2010

Strg+Alt+Entf ?

Wie die "Rheinische Post" gestern berichtete, will Toshiba gemeinsam mit Microsoft-Gründer Bill Gates Atomkraftwerke entwickeln , die ohne Wiederaufbereitung 100 Jahre lang betrieben werden können. Toshiba erklärte, der Konzern sei in Gesprächen mit der zu Gates gehörenden Firma Terra Power über die Entwicklung kleiner AKWs.

Ein Atomkraftwerk von Bill Gates, dem Microsoft-Gründer und Windows-Erfinder ? Warum nicht, das bringt doch ungeahnte Vorteile :
  • Der Reaktor ist nur nach Online-Anmeldung bei Microsoft zu aktivieren; nach der dabei eingeleiteten Sicherheitsüberprüfung rührt er sich nicht mehr, weil MS in einem Computer des Kraftwerkes angeblich eine Raubkopie von Office 2000 entdeckt hat;
  • Kritische Sicherheitslücken werden erst nach einer Unzahl von Hackerangriffen provisorisch geschlossen - bis zum nächsten Mal;
  • Wenn sich der Reaktor festgefahren hat, hilft nur noch der Affengriff Strg - Alt- Entf, dieser Warmstart fährt den Reaktor einfach wieder hoch. Außer, es geht nun gar nichts mehr, dann muss man den Stecker unter dem Schreibtisch ziehen;
  • In regelmäßigen, sich auf der Basis einer logarithmischen Formel ständig verkürzenden Zeitabständen wird das gesamte AKW komplett erneuert und dabei alles bisher abgespeicherte Know-how irrtümlich gelöscht, das AKW muss komplett neu gebaut und dann wieder angefahren werden ;
  • Das neue AKW arbeitet nicht effektiver als das alte, hat aber mehr gekostet, braucht mehr Ausrüstungen und wird erst nach -zig Updates richtig arbeiten- wenn überhaupt;
  • Alles, was in einem AKW schief gehen kann, wird auch schiefgehen, man kann dabei aber wenigstens schöne Microsoft-Klänge hören, wie z.B. Plingeling, Boppp, Beunggggg oder Bjönglingling) ;
  • Abgebrannte Brennelemente zieht man mit der Maus einfach in den Papierkorb.
  • Während des Super-GAUs kann man auf allen Computermonitoren des AKWs eine schöne Windows-Sanduhr sehen. Das beruhigt ungemein - auch bei tödlichem Fallout.
Auf diesen Grundlagen gebaut wird das AKW niemals arbeiten und wir müssen nur noch die Atomwaffen beseitigen, um diesen Planeten nicht eines Tages doch noch in die Luft zu sprengen...

Die "Weiße Rose" lebt


"Mir ist extrem wichtig, gegen Neonazis zu kämpfen. Ich hätte früher nicht erwartet, dass das mal nötig sein wird. Ich will deutlich machen, dass das Dritte Reich nicht nur für den Holocaust verantwortlich ist, sondern auch eine Diktatur nach innen war." sagte Elisabeth Hartnagel, die Schwester von Hans und Sophie Scholl in einem "Stern"-Interview.

Und das ist in Zeiten, wo sich jeder Hilfsnazi und braune Strolch neuerdings in fast allen Medien an einer Eva Braun im Badeanzug und am Privatleben von Adolf Hitler delektieren kann, ganz besonders wichtig und bitter nötig...

Foto: Eine weiße Rose ( Kurt F. Domnik, www.pixelio.de)

Dienstag, 23. März 2010

No Rock'n'Roll in Brandenburg

"Once a thing' s been done, it's been done. So why all this nostalgia? I mean for the sixties and seventies. Looking backwards for inspiration, copying the past - how is that rock 'n' roll ? Do something of your own, start something new." sagte John Winston Lennon , MBE (* 9. Oktober 1940 in Liverpool, England; † 8. Dezember 1980 in New York, USA). Er war ein englischer Musiker, Komponist und Autor. Weltweit berühmt wurde er als Mitgründer, Sänger und Gitarrist der britischen Musikgruppe The Beatles, für die er neben Paul McCartney die meisten Stücke schrieb.

Nun fällt mir dieses Zitat von John gerade eben zur gestrigen Amtseinführung von Ulrike Poppe als „Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur“ ein. Genau das haben wir hier gebraucht. Wenn man auch überall in Brandenburg Staatsbedienstete einspart, z.B. in der Forstwirtschaft, damit die Wälder hier noch mehr veröden und verdrecken: Hier leistet man sich eine neue Behörde, die uns unser Leben in der DDR erklärt und vor allem jeden verteufelt, der damals nur halbwegs anständig seine Arbeit gemacht hat. Wozu diese neuen Versorgungsjobs in einer Behörde für ewig Gestrige? Das ist tatsächlich politisch gewollt von Platzeck und Co. und der Grund erklärt sich auch aus dem Zitat von John Lennon: Außer Stasi-Nostalgie hat man nach 20 Jahren Anschluß an eines der reichsten Länder der Welt nichts, aber auch gar nichts vorzuweisen. Keinerlei Inspiration, nichts Eigenes, nichts Neues - leider gar keinen Rock'n'Roll und schon gar nicht in Platzecks Brandenburg. Deshalb dieser Griff in die Mottenkiste...

Montag, 22. März 2010

Deutsche zweiter Klasse, Teil 11


Abseits von den großen Jubelfeiern, wo man dem Volk süßen Brei um's Maul schmiert oder es besoffen quatscht, holt uns immer wieder die Realität ein. The proof of the pudding is in the eating, sagt der Engländer. Also überprüfen wir mal, was es mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten auf sich hat. Ist doch alles super, oder ? Kohl kann zwar nicht mehr kommen zu den Feiern, aber für einen Ehrendoktor wegen seiner Verdienste reicht es immer noch. Und die anderen Schreibtischtäter ergehen sich in penetranter Selbstbeweihräucherung, wie gut doch diese "Wiedervereinigung" gelaufen ist.

Das Sozialgericht Berlin entschied in der vergangenen Woche abseits von allem Gesülz von Friede, Freude und Eierkuchen etwas schier Unglaubliches: Für die Beurteilung der Frage, ob ein Beschäftigungsort im Beitrittsgebiet - das ist die DDR -oder in den alten Bundesländern liegt, ist auch zwei Jahrzehnte nach der sogenannten Einheit die Lage des Büro-Haupteinganges ausschlaggebend.

Vor seiner Entlassung im Frühjahr 2009 erzielte der Kläger als angestellter Geschäftsführer einer Immobilienfirma ein außergewöhnlich hohes Einkommen. Als Arbeitslosengeld stand ihm nicht wie sonst üblich ein gewisser Prozentsatz seines letzten beitragspflichtigen Einkommens zu, sondern nur der gesetzlich festgelegte Höchstsatz. Dieser ist im Beitrittsgebiet (Osten) niedriger als im Westen, denn er berechnet sich nach der immer noch unterschiedlich hohen Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung (für 2009 monatlich 5400 € West und 4550 € Ost). Der Kläger verdiente oberhalb der Grenzen. Das Bürogebäude, also der Beschäftigungsort, in dem der Kläger arbeitete, steht genau auf der alten Grenze zwischen Ost (Stadtteil Mitte) und West (Stadtteil Tiergarten) in der Ebertstraße 2 am Potsdamer Platz (Beisheim-Center), im einstigen "Niemandsland". Der Haupteingang in der Ebertstr. 2 liegt im Osten, 3/4 des Grundstücks, der ehemalige Büroraum des Klägers und auch ein Hintereingang liegen im Westen. Die Bundesagentur für Arbeit ging von einem Beschäftigungsort im Osten aus. Der Kläger meinte, im Westen Berlins gearbeitet zu haben.

Das Sozialgericht Berlin hat die Klage mit folgender Begründung abgewiesen:
Ein Beschäftigungsort liege im Osten, wenn sich dort der Haupteingang befindet, so dass der Kläger deshalb von der Bundesagentur für Arbeit ca. 200 € weniger Arbeitslosengeld im Monat erhält. Für die örtliche Zuordnung ist nach Auffassung des Gerichts die Anschrift des Bürogebäudes ausschlaggebend. Dieses Kriterium ermögliche eine eindeutige und praktikable Zuordnung. Unerheblich sei die Lage des überwiegenden Teils des Bürogebäudes, die mitunter erst nach umständlicher, sachverständiger Vermessung der Arbeitsstelle und Abgleich mit Katasterauszügen ermittelt werden kann. Auch auf den Standort des Schreibtischs innerhalb des Gebäudes komme es nicht an, da dies zu reinen Zufallsergebnissen führen würde.

Fast 21 Jahre nach dem Mauerfall, 20 Jahre nach dem Anschluß der DDR, 65 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - in dessen Ergebnis die Zonengrenzen in Berlin entstanden waren - gibt es immer noch zweierlei Deutsche in diesem Staat. Man hat von offizieller Seite wirklich allen Grund, diesen verlogenen Staat auch noch zu feiern...

Foto: Verena N., www.pixelio.de



Sonntag, 21. März 2010

Heute mal mit Bürokratie


Nicht ganz neu, aber trotzdem immer wieder gern genommen - das alles überragende Zitat von Jerry Lewis:

"Kleinlebewesen vermehren sich durch Zellteilung, Bürokraten durch Arbeitsteilung."

Böse Zungen behaupten natürlich, bei letzteren gäbe es gar nichts zu teilen. Sei's drum, wahrscheinlich hat Lewis Recht, denn man kann sich ja auf Arbeit auch nur beschäftigen und dann diese Beschäftigung - z.B. Büroklammern farbig mischen- Arbeit nennen.

Jerry Lewis (* 16. März 1926 in Newark, New Jersey; eigentlich Joseph Levitch) ist ein US-amerikanischer Entertainer, Produzent, Schauspieler, Sänger, Drehbuchautor und Regisseur.

Foto: Farbig gemischt (Rolf, www.pixelio.de)

Samstag, 20. März 2010

Die Macht der Suggestion

Mit großem Erstaunen nehmen M. und ich heute morgen einen Radiobericht zur Kenntnis, der vom Abstürzen der FDP in der Wählergunst und von steigender Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zur Politik der Kanzlerin kündet. Gewohnt, alles zu hinterfragen, hat Vallis Blog sofort einen Ü-Wagen los geschickt, um Volkes Stimme zu lauschen. Hier nun der brandheiße Bericht:

Wir befinden uns hier mitten in Berlin und befragen zunächst einen älteren, gut situierten Herrn, der wohl gerade aus der Humboldt-Universität kommt. "Dürfen wir Ihren Beruf erfahren ?" "Ja, ich bin Professor." Ach, deshalb kam der Mann uns so bekannt vor ! Reporter: "Herr Professor S., was sagen Sie zu Frau Bundeskanzlerin Merkel und wie schätzen Sie ihre Politik ein ?" Antwort: "Also, morgens sage ich immer ' Guten Morgen, Schatz' zu ihr und ihre Politik schätze ich sehr! Noch mehr schmeckt mir aber ihr Kaffee. " "Danke!" Nun, das war ja sehr aufschlußreich.

Aber hier direkt gegenüber der Museumsinsel stehen noch zwei etwas jüngere Männer in nagelneuen dunkelblauen Jeansanzügen mit etwas komischen Mützen: "Wie finden Sie denn die Frau Merkel?" "Also, um ehrlich zu sein: Die findet uns! Sie kommt immer die Treppe herunter und dann bringen wir sie zum Auto!" Aha, daher also die Pistolen am Gürtel! Aber es ist frappierend: Hundertprozentige Zustimmung! Und das bei den sonst ewig meckernden Berlinern!

Wie ist nun die Lage in der Provinz ? Auch hier greifen wir wahllos einige Bürger heraus und befragen sie zu ihrer Meinung. Wir klingeln in Templin bei der Familie K.: Herr K. ist Pfarrer im Ruhestand und bringt seine volle Zustimmung zur Politik seiner Tochter, ähh von Frau Merkel zum Ausdruck. Auch Frau K. ist begeistert.

Womit bewiesen wäre: Die CDU und damit Deutschland befinden sich auf dem Vormarsch, auch in Afghanistan und bei den Staatsschulden. Und wenn wir noch viele dieser qualitativ hochwertigen Umfragen machen, wird es wohl endlich auch jeder glauben....

Foto: Saure Zeiten - Merkel als Zitronenpresse (Monika, www.pixelio.de)

Freitag, 19. März 2010

Dauerfeiern, Trauerfeiern


Man feiert sich. Zuerst 20 Jahre Maueröffnung, 20 Jahre einzige "demokratische" Wahl in der DDR, 20 Jahre einzige "demokratische" Regierung in der DDR, 20 Jahre einzige "demokratische" Volkskammer" und 20 Jahre einzig "demokratische" "Märkische Oderzeitung" (man beachte hier auch meinen Kommentar !) in Ostbrandenburg, vormals "Neuer Tag" und Bezirkszeitung der SED. Was für ein festliches Brimbamborium! Da erinnert man sich von offizieller Seite nur ungern daran, dass die demokratische Wahl am 18. März 1990 eigentlich völlig von einer ausländischen Macht bestimmt war, die vorher West-Schokolade, Würste, Fruchtzwerge, Kämme, Spiegel, Glasperlen, Nähzeug, anderen Tinnef und vor allem Versprechungen en masse und aller Art in die Menge der Eingeborenen warf.

Diese ausländische Macht organisierte und finanzierte auch den Wahlkampf aller größeren Parteien, außer natürlich dem des Schmuddelkindes PDS. Irgendwie erinnert das Ganze im Nachhinein sehr stark an die letzten Karsai-Wahlen in Afghanistan. Hier wie dort wurden Volksverräter an die Macht geschoben, die nur an sich dachten bzw. ihrem kleinlichen Ego frönten. Aber selbstverständlich war die Wahl frei, die internationalen Beobachter, vor allem aus der westdeutschen Bundesrepublik, fanden keine Mängel. Betrug war es trotzdem - siehe oben.

Die nun gewählte Regierung sowie das Parlament, die Volkskammer, hatten nach eigenen Aussagen keine anderen Ambitionen, als den ungeliebten Wechselbalg DDR endlich tot zu schlagen. Dazu war jedes Mittel, auch jenseits der Schamgrenze, recht. Ich weiß noch genau, dass die Regierung des famosen Bratschenspielers Czerni - ähm, Verzeihung, das war ja sein Deckname als IM der Staatssicherheit - ich meinte Lothar de Maizière, im Volk nur noch "die Misere" genannt wurde. Und als die sogenannte Volkskammer ihre wichtigste Aufgabe darin sah, das Staatswappen und die Hymne des eigenen Staates, der DDR, zu verbieten, wußten wir Ostlandbewohner, dass wir ohne jegliche Selbstachtung, ohne jedes Recht und ohne Würde in diese "Vereinigung" gehen würden. So ist es ja dann auch gekommen. Verraten und verkauft, für einen Judaslohn, d.h. einen Sitz im Bundestag oder ein Stück Ordensblech.

Wie wir später leidvoll erfahren mussten und wie wir es auch heute noch an den unterschiedlichen Löhnen, Gehältern, Soldzahlungen und Renten in Ost-und Westdeutschland, die scheinbar bis zum jüngsten Tag zementiert sind, sehen und vor allem fühlen können, sind wir hier im deutschen Osten auch nach 20 Jahren noch Deutsche zweiter Klasse. Die Gleichberechtigung ist nicht in Sicht. Wie unpassend und schlecht "getimet" im Sinne unserer Satrapen, dass das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer aktuellen Untersuchung gerade eben eine düstere Prognose für die zukünftigen Rentner Ostdeutschlands skizziert hat. Während die ostdeutsche Rentner-Generation bzw. die Jahrgänge, die in den nächsten Jahren verrentet werden, mit Altersrenten zwischen 900 und 1.000 Euro noch vergleichsweise gut dastehen, werden die Geburtsjahrgänge 1962 bis 1971 bei Renteneintritt massiv weniger Altersrente zur Verfügung haben. Freiheit ohne Geld, ein Dasein am Rande der Demokratie? Wen wundert's da noch, dass man den Pöbel mit Jubelfeiern am laufenden Band von der Misere ablenken muss?

Dass man gespannt sein kann, ob das offizielle Deutschland mit ebenso peinlichem Tamtam der Gründung der famosen Treuhandanstalt vor 20 Jahren gedenken wird, versteht sich wohl - sieht man sich die Ergebnisse der Politik der letzen 20 Jahre an - von selbst.

Allerdings hat ein bedeutender Vertreter des Establishments dieses Staates bereits gestern gezeigt, wie sehr ihm der ganze Rummel zur Pseudodemokratie in den letzten Tagen der DDR am Gesäß vorbei geht: Unser Grußaugust musste gestern in Reutlingen bei der Firma Bosch unbedingt eine Halbleiterfertigung einweihen. Dass sich der oberste Repräsentant dieses Staates der Ehrung der ersten freien Wahl zur Volkskammer verweigert, liegt vielleicht an seiner Rolle als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium bei der Abwicklung des Großteils der DDR-Wirtschaft und damit der bis heute nicht überwundenen Deindustrialisierung, verbunden mit einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit im deutschen Mezzogiorno. Aber er hätte keine Angst zu haben brauchen, es wären keine kritischen Stimmen laut geworden. Denn man ist ja nach wie vor stolz auf die blühenden Industriebrachen, die man hier angerichtet hat...

Foto: Die Natur kehrt zurück (Jürgen Treiber, www.pixelio.de)




Donnerstag, 18. März 2010

Überreden, Überzeugen, Denken


"Wer denkt, will nicht überredet, sondern überzeugt sein; wer systematisch denkt, ist doppelt schwer zu überzeugen" schrieb Victor Klemperer in seinem Buch "LTI - Notizbuch eines Philologen".

Und irgendwo da hinein passt auch mein Misstrauen gegenüber allen Überzeugern und Überredern...

Foto: Sandsation Berlin 2009 - Der Denker (Matthias Klingner, www.pixelio.de)

Dienstag, 16. März 2010

Frühling

" Nur Fledermäuse lassen sich hängen..." singt Christian Haase auf dem Album "Zwölfeinhalb" im Lied "Fledermäuse" und meint wahrscheinlich, dass man sich vom aktuell ablaufenden Wetter und dem übrigen Scheiß nicht klein kriegen lassen soll. Irgendwann schmilzt der Schnee - und wenn es im Juli ist. Und irgendwann wird es wieder besser...


Methode "Pippi Langstrumpf"


Pippi Langstrumpf in den gleichnamigen Erzählungen von Astrid Lindgren ist dafür bekannt, dass sie sich ihre Welt nach ihrem eigenen Bilde baut. " 2 x 3 macht 4 - Widdewiddewitt - und Drei macht Neune !! Ich mach' mir die Welt - Widdewidde- wie sie mir gefällt .... " singt sie dann auch in der deutschen Übersetzung ihres Lieblingsliedes. In letzter Zeit scheint die Anwendung der Methode "Pippi Langstrumpf" in Kreisen des öffentlichen Lebens in diesem Land zur Pflicht geworden zu sein.

Da gibt es einen Außenminister, der auf sachliche Kritik an seinen Kungelreisen die Schwulenkeule schwingt und jetzt scheinbar völlig abgehoben hat. Andere wiederum meinen, sie könnten die Gesetze der Marktwirtschaft und der Staatsfinanzen aushöhlen und den unzähligen missglückten Gesundheits"reformen" noch eine weitere undurchdachte und ungestaltete Kreatur einer Umgestaltung aufdrücken. "Lieber Phillip, daran sind schon dickere Weiber gescheitert" , möchte man den jungen Mann in seinem wilden Übermut warnen. Und es wurde nach den vielen "Reformen" nie besser - jedenfalls nicht für den Beitragszahler.

Das Bodenpersonal unseres lieben Gottes wiederum hat nun völlig auf Pippi umgesattelt. Benedictus in Rom scheint jedenfalls abgeschrieben zu sein, wenn man allen Ernstes der Bundesjustizministerin aus dem tiefsten Bayern die Verunglimpfung der katholischen Kirche vorwirft und ihre Ablösung betreiben will. Frau Leut - "Ihr Name ist mir zu lang" - Schnarrenberger hatte den Umgang der katholischen Kirche mit den in letzter Zeit gehäuft aufgedeckten Mißbrauchfällen an Schutzbefohlenen kritisiert. Pippi trifft Antike, denn schon die alten Griechen ließen gern den Boten der schlechten Nachricht, nicht deren Verursacher, hinrichten.

Womit wir schon wieder im Barnim sind: Hier bemüht man sich von Seiten der CDU gerade, die Welt der Jugendhilfe des Landkreises nachträglich neu zu erfinden. Dazu lanciert man anonyme Leserbriefe in der "Märkischen Oderzeitung" oder schreibt Kommentare im Barnim-Blog, die die Vorfälle einfach bestreiten und sie als böswillige Kampagne des politischen Gegners hinstellen. In ein paar Wochen wird es den kleinen einjährigen Jungen gar nicht mehr gegeben haben. Wahrscheinlich hatten Kreisverwaltung und Jugendamt auch nie ein Telefon. So einfach ist das !

Pippi allüberall. Wie schön und wie einfach ist auf diese Weise unser kompliziertes Leben! Allerdings: Was bei der kleinen Pippi und bei anderen Kindern noch lustig und sympathisch ist, zeugt bei Erwachsenen von ernst zu nehmenden Realitätsverlust oder läßt auf einen üblen Charakter schließen. Und ist überhaupt nicht tolerierbar....

Foto: Robert Babiak, www.pixelio.de ( Die lebensgroße Plastik der Pippi Langstrumpf wurde von den Schülern der Klasse 6C des Kepler-Gymnasiums Reutlingen für die Ausstellung "100 Jahre Astrid Lindgren" hergestellt)

Montag, 15. März 2010

Heute mal unappetitlich

Gestern abend bekomme ich von irgendwoher den Brief auf den Tisch, den der amtierende Barnimer Landrat Bockhardt zwecks eigener Reinwaschung in der Angelegenheit Jugendamt an die Kreistagsabgeordneten geschickt hat. Danach bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung des einjährigen Jungen! Die Zeitung lügt! Tatsächlich ? Man möchte mir zugestehen, dass ich ob des ansonsten wenig konkreten Wortschwalls erst recht misstrauisch bleibe und hoffe, dass der Kreistag endlich eine Untersuchung anstellt. Wenn ich mir das Wischiwaschi im typischen Verwaltungssprech so durchlese, fällt mir auf Anhieb eine recht nettes, zu Unrecht wenig publiziertes Gedicht von Hans Magnus Enzensberger ein, das eigentlich immer zutrifft, wenn irgendwelche Verwaltungs- und Politiktypen eine ihrer Großtaten oder Verbrechen vertuschen oder schönreden wollen. Mit Poesie gegen die totale Verarsche:

Die Scheisse

Immerzu höre ich von ihr reden
als wäre sie an allem schuld.
Seht nur, wie sanft und bescheiden
sie unter uns Platz nimmt!
Warum besudeln wir denn
ihren guten Namen
und leihen ihn
dem Präsidenten der USA,
den Bullen, dem Krieg
und dem Kapitalismus?

Wie vergänglich sie ist,
und das, was wir nach ihr nennen
wie dauerhaft!
Sie, die Nachgiebige,
führen wir auf der Zunge
und meinen die Ausbeuter.
Sie, die wir ausgedrückt haben,
soll nun auch noch ausdrücken
unsere Wut?

Hat sie uns nicht erleichtert?
Von weicher Beschaffenheit
und eigentümlich gewaltlos
ist sie von allen Werken des Menschen
vermutlich das friedlichste.
Was hat sie uns nur getan?


Ja, warum tunken wir alle diese plappernden Wichte ohne Gewissen, Rückgrat und voller übler Gedanken an noch üblere Taten nicht einfach hinein? Die stinken doch sowieso schon...


Foto: Harald Grunsky, www.pixelio.de



Samstag, 13. März 2010

Ein Blick ins Buch, ein Blick durch den Menschen


"... ein Buch ist die durch den Menschen betrachtete Welt." sagte Isaak Babel in einer Rede am 21. März 1936. Isaak Emmanuilowitsch Babel (russ. Исаак Эммануилович Бабель;* 1. Juli/ 13. Juli 1894 nach gregorianischer Zeitrechnung in Odessa in der Vorstadt Moldawanka; † 27. Januar 1940 in Moskau - offizieller Todestag) war ein russischer Journalist und ein Freund von Maxim Gorki. Er ist Autor von Romanen, Theaterstücken und Erzählungen. Seine Textsammlung "Die Reiterarmee" erschien - anders als im o.a. Link vermerkt - schon in den frühen 60er Jahren im Verlag Volk und Welt Berlin (Ost) in deutscher Sprache, denn deutsch wurde auch diesseits der Elbe gesprochen. Allerdings nimmt das jenseits der Elbe auch heute kaum jemand zur Kenntnis. Mein gerade noch einmal gelesenes Exemplar erschien 1968 im Verlag Philipp Reclam junior Leipzig, einem Verlag, der wie selbstverständlich nach dem Anschluss der DDR an die BRD sterben musste. Wie Recht Babel doch hatte...

Foto: Isaak Babel (public domain)

Freitag, 12. März 2010

Die Druckerpresse läuft heiß

"Rekord-Staatsschulden: Jeder mit 20.671 Euro dabei" und "Staat mit 1.690.000.000.000 Euro in der Kreide" titelt heute.de im Internet. In einer sehr schönen Aufstellung wird das Wachstum der Verschuldung von Bund, Ländern und Kommunen aufgezeigt. Was aber niemand so richtig sagt ist, wo die Knete bleibt. Wieviele Milliärdchen und Milliönchen oder auch "nur" Tausender wohl für Kriege überall in der Welt, für höhere Diäten, für hirnlose Prestigeobjekte wie sogenannte "Kanzler-" U-Bahnen und Hohenzollern-Schlösser in Berlin, für die Ackermänner, Sarrazine und andere nutzlose Fresser oder auch nur für sinnlose Spaßreisen von Außenwelle und Co. undsoweiter draufgehen? Oder die Frage, wer den ganzen Mist irgendwann mal bezahlen soll ? Abgesehen davon, dass ich keine 20.671 Euro habe, die ich dafür einsetzen kann. Das ganze Land in all seiner Pracht: Nur auf Pump aufgebaut und deshalb bis über den Scheitel verschuldet? Alles nur auf tönernden Füßen, weil: "Es ist alles nur geborgt" ? Von wem ? Und woher die peinliche Arroganz gegenüber anderen, z.B. den angeblich so faulen und trickreichen Griechen oder auch gegenüber den mißwirtschaftenden Kommunisten in der DDR ? Die jeweils regierende Chaotentruppe - egal welcher Coleur - kann's doch auch nicht besser !

Wenn wir das 1990 gewußt hätten...


Foto: Thorben Wengert, www.pixelio.de


Donnerstag, 11. März 2010

Formulare oder Menschen - was ist wichtig ?


Jedes mißbrauchte oder vernachlässigte Kind ist ein gequältes Kind zuviel. Kinder können sich meist nicht wehren gegen physische oder psychische Gewalt durch Erwachsene und deshalb hat Vater (oder Mutter) Staat für diese Fälle ein ausgedehntes Netz von Hilfen installiert. Da gibt es unter anderem die Jugendämter. So etwas haben wir auch beim Landkreis Barnim, nur das dieses Jugendamt offensichtlich seinen Aufgaben nur in ganz seltenen Fällen - wenn für diese Fälle ein Formular passt - tätig wird.

Zu den Fakten: Dreimal hatte eine Tagesmutter dem Barnimer Jugendamt gemeldet, dass ein einjähriger Junge schon längere Zeit nicht mehr in ihre Obhut gegeben wurde. "Weil das Kind Läuse hatte, hatte die Tagesmutter zuvor die Kindsmutter gebeten, mit dem Jungen zum Arzt zu geben." schreibt die "Märkische Oderzeitung" gestern. "Doch dann erschien das Kind gar nicht mehr. Da die Familienverhältnisse vom Jugendamt schon vorher als problematisch bekannt waren und ein Familienhelfer sich zeitweise um die damals noch minderjährige Mutter gekümmert hatte, sorgte sich die Tagesmutter um das Wohl des Kindes."

"Doch im Amt kam ihre Meldung offenbar anders an. "Es war für die Mitarbeiter zunächst nicht erkennbar, dass es sich um eine Kindesgefährdung handeln könnte", gibt (der amtierende Landrat - der Autor) Carsten Bockhardt die Aussagen der entsprechenden Mitarbeiter weiter. "Die hatten es so verstanden, als wenn es nur um das Thema Läuse ging." Außerdem habe die Tagesmutter keinen "Kindesgefährdungsbogen" ausgefüllt. Wie sich später herausstellte, haben die Barnimer Tagesmütter solche Bögen überhaupt nicht. Tätig wurde daher niemand." schreibt die "MOZ" weiter.

"Die eigentliche Ansprechpartnerin der Tagesmutter war im Urlaub. Die Anruferin wurde mit vier verschiedenen Ansprechpartnern verbunden. Die Vertretung vergaß nach der Rückkehr ihrer Kollegin, die Information weiterzugeben. Schließlich war es die Kinderärztin, die den kleinen Jungen wegen des Verdachts auf Unterernährung ins Krankenhaus einweisen ließ."

Das Barnimer Jugendamt war bereits im September 2008 schwer in die Kritik geraten. Kinder waren damals aus einer völlig vermüllten Wohnung in Löhme befreit worden. Das Jugendamt hatte in diesem Fall trotz mehrfacher Hinweise aus der Bevölkerung nicht reagiert. Es hat sich also nichts geändert.

Soso, die Tagesmutter hat keinen "Kindesgefährdungsbogen" ausgefüllt. Von der Wiege fast bis zur Bahre eines einjährigen Menschen: Formulare, Formulare.... Es muss zunächst einmal eindeutig festgestellt werden, dass die Tagesmutter nichts versäumt hat, ihr gebührt uneingeschränkter Dank. Aber was für eine Scheiß-Ausrede eines amtierenden Landrates. Ich bin kein Politiker und ich muss mich nicht des allgemein üblichen Politiker-Schönsprechs und Blablas befleißigen. Ich sage daher ganz deutlich: So etwas gehört abgelöst ! Und da man diesen Menschen nicht los wird, ihn aus arbeitsrechtlichen Gründen sicher nicht entlassen kann, muss man ihn zusammen mit der sogenannten Sozialdezernentin der Kreisverwaltung zum Kohlenputzen in den Keller schicken !

Organisierte Verantwortungslosigkeit: Das ist unsere Kreisverwaltung in Eberswalde. Oder wie Thomas Dyhr von Bündnis 90/ Die Grünen heute in einem Leserbrief an die "Märkische Oderzeitung" schreibt: " (dieses Ereignis ist) ... Ausdruck und Ergebnis einer Führungskultur, die ihre Mitarbeiter zu willenlosen Befehlsempfängern degradiert und jede Form von Kreativität in der Amtsausübung tötet."

Das wiederum hat aber nicht der jetzige amtliche Vertreter verursacht. Das ist das Ergebnis von 18 Jahren Amtsführung durch den ehemaligen Landrat Bodo Ihrke. Leider nicht nur im Jugendamt, wie viele Bürger mir im Wahlkampf leidgeprüft berichteten.

Klaus Geissler , Mitglied des Jugendhilfeausschusses des Kreistages, fragt dann im gleichen Blatt: " Wann ... wird endlich in unserem Jugendamt das Wort "VERANTWORTUNG" größer geschrieben als das Wort "Bürokratie"? So gr0ß jedenfalls, das man sie erkennen und wahrnehmen kann ?"

Dem gibt es fast nichts hinzuzufügen. Außer eine fast klitzekleine Fußnote: Am 21. April 2010 soll nun nach zwei fehlgeschlagenen Direktwahlen der neue Landrat durch den Barnimer Kreistag gewählt werden. CDU, FDP, SPD und die Grünen stehen nach wie vor zum Kandidaten Ihrke. Spätestens jetzt wäre der Zeitpunkt zum Umdenken, damit in dieser Kreisverwaltung endlich umgesteuert wird. Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht Akten, Befehlsabläufe oder Formulare...


Foto: Rike, www.pixelio.de



Mittwoch, 10. März 2010

War da nicht noch etwas ?


"Demokratie ist eine Einrichtung, die es den Menschen gestattet, frei zu entscheiden, wer an allem schuld sein soll..."

Sir Peter Ustinov (1921 - 2004), brit. Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller u. UNICEF-Botschafter, Oscar-Preisträger (für 'Topkapi').


Grafik: Stefan Bratek/geralt, www.pixelio.de

Dienstag, 9. März 2010

Nazis und wahre Antifaschisten

Vor etwa 2 Wochen habe ich im Zusammenhang mit den antifaschistischen Protesten gegen den Naziaufmarsch am 13. Februar in Dresden einen Drohbrief eines sogenannten "Kommandos 13. Februar" erhalten. Konkret hatte ich den Aufruf des Bündnisses „Dresden Nazifrei!“ im Internet unterstützt, worauf sich der braune Abschaum bemüßigt fühlte, mir einen von Rechtschreibfehlern strotzenden Brief zu schicken. Immerhin hat man es in einem Satz von fünf Wörtern auf drei Fehler gebracht. Schön, wenn sich die Blüte der arischen Rasse so blamiert!

Inzwischen weiß man von 21 Fällen überwiegend in Berlin, in denen Antifaschisten diese Morddrohungen erhalten haben.
Während "mein" Drohbrief mit der Post kam, wurde der überwiegende Teil der Briefe direkt eingeworfen. Die unfrankierten Briefe sind ausnahmslos in Lichtenberg zugestellt worden. In den anderen Fällen lässt sich eine deutliche Konzentration im Bezirk Prenzlauer Berg/Pankow ausmachen. Die Opferberatung Reach Out e.V. und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) sehen in dieser Bedrohungskampagne eine weitere Radikalisierung der rechtsextremen Szene in Berlin und einen erneuten Versuch, Demokraten einzuschüchtern und von ihrem Engagement abzubringen. Es geht also darum, Menschen einzuschüchtern, damit die Nazis ungestört agieren können. So wie am Ende der Weimarer Republik. Das wird nicht gelingen.

Inzwischen ist hier Einiges passiert. Ich selbst bin nicht untätig geblieben, denn schließlich muss ich meine Famlie und mich schützen. Meinen ersten Gedanken, einem Schützenverein beizutreten, habe ich sofort wieder verworfen. Eine einmal abgefeuerte Kugel kann nicht mehr zurück geholt werden und wie schnell trifft es den Falschen. Zunächst mal habe ich Öffentlichkeit hergestellt. Nicht nur die Nachbarn wissen Bescheid und passen mit auf.
Der Staatsschutz hat sich gerührt und Maßnahmen ergriffen. Niemand nimmt die Sache auf die leichte Schulter. Und es gibt auch einige andere - nun, sagen wir - archaische Möglichkeiten, einen Angreifer abzuwehren. Dazu zählen nicht nur scharfe Hundezähne.

Durch die Berichterstattung in der Presse gab es dankenswerterweise Solidaritätsbekundungen von Bündnis 90/Die Grünen. Von CDU/FDP/SPD seltsamerweise nicht. Auch nicht von den berufsmäßigen Antifaschisten der Barnimer Linken. Aber wenn ich ehrlich bin: Ich habe von Daggis müder Truppe auch Nichts erwartet...

Montag, 8. März 2010

Zum 99. Internationalen Frauentag

Allen Frauen und Mädchen aus tiefstem Herzen herzliche Glückwünsche zum Internationalen Frauentag. Begründerin dieses Ehrentages war übrigens die deutsche Sozialdemokratin Clara Zetkin. Auf ihre Anregung hin versammelten sich im März 1911 erstmals Frauen in Deutschland, Dänemark und Österreich, Schweden und in der Schweiz. Sie forderten das Recht auf politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz. Heute geht es um Themen wie Gleichstellung im Arbeitsleben, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gewalt gegen Frauen und wohl nicht zuletzt um Frieden, denn was haben Frauen und Mädchen davon, wenn ihre Männer und Väter in Afghanistan oder sonstwo in der Welt für imaginäre, letztlich imperiale Ziele verbluten ?

Noch etwas zur spätrömischen Dekadenz


Heiner Geißler, der wahrscheinlich seit vielen Jahren in der falschen Partei ist, hat vor einigen Tagen ein eigenes Beispiel zur spätrömischen Dekadenz gebracht, das ich ich hier als Zitat aus dem "Focus" vorstelle:

"Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat. Insofern stimmt Westerwelles Vergleich: Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußenminister geworden.“

Man beachte auch den anschließenden Leserkommentar, der voll und ganz meiner Meinung entspricht...

Foto: tokamuwi, www.pixelio.de

Sonntag, 7. März 2010

Robin Hood mit Pumpgun


Mindestens vier bewaffnete und maskierte Täter drangen am Sonnabend in das Nobelhotel Grand Hyatt am Potsdamer Platz in Berlin ein, wo zur Zeit ein fünftägiges Poker-Turnier mit rund 950 Teilnehmern stattfindet, bedrohten die Angestellten und zwangen sie zur Herausgabe des Preisgeldes. Nach Angaben der Polizei gelang ihnen mit einem Teil der Beute die Flucht. Über die genaue Höhe der Beute wird bislang nur spekuliert. Sie könnte zwischen 200.000 bis 800.000 Euro liegen. Laut Augenzeugenberichten sollen die Räuber sogar Schüsse mit einer sogenannten Pumpgun abgegeben haben. "Ich hörte nur, wie jemand 'runter, runter' rief, dann habe ich mich unter einen der Tische gelegt", schilderte die Poker-Spielerin Claudia S. "Spiegel-Online" den Hergang des Überfalls.

Glaubt man nun Gu-i-do Westerwelles Definition der "spätrömischen Dekadenz", wären zu diesem Pokerturnier ja vor allem Hartz IV-Empfänger angereist. Die Medien stellten das aber umgehend klar und sprechen von richtigen "Promis", d. h. ziemlich gelangweilten Langweilern aus unseren Super-Medien, die an dem Turnier teilnehmen. So hat Mitspielerin Charlotte R. diesmal wohl richtige Feuchtgebiete in einer ziemlich dunklen, unappetitlich riechenden Farbe in der Hose gehabt. Wie schön, das Leben ist ja sonst sooooo langweilig.

Wie war das doch gleich?
"Während die unteren Schichten immer mehr verarmten und das weströmische Reich zu einem Entwicklungsland wurde, hat das Patriziertum in purem Luxus und verschwenderisch gelebt." Ah ja. Soweit zur spätrömischen Dekadenz. Liebe "Promis", ihr müsst so richtig mit eurem Reichtum protzen, dann klappt's auch mit dem Überfall.

Übrigens sind weitere Sorgen unnötig: Das Turnier wird inzwischen fortgesetzt.

Und nun noch das Letzte aus dem Leben sinnloser Existenzen: Der ebenfalls anwesende Hobby-Pokerspieler und Lebenskünstler Boris B. soll sich nach unbestätigten Berichten in eine Wäschekammer des Hotels geflüchtet haben. In Wäschekammern kennt er sich aus. Der Wahrheitsgehalt dieser Berichte wird sich leider erst in neun Monaten überprüfen lassen...

Foto: Ingelotte, www.pixelio.de

Freitag, 5. März 2010

Merk(el)würdige Zustände


Kann sich noch jemand an Captain Obvious erinnern? Sein deutscher Kollege ist der Hauptmann Binse. Das ist der, der im Auftrag der Bundesregierung oder ähnlich gelagerter Institutionen ständig diese Binsenweisheiten von sich gibt. Im Moment hat man den Eindruck, die haben im Bundestag nicht nur die Aufstockung der Afghanistan-Truppe beschlossen. Auch Binse und seine Zuträger haben kräftig staatlich geförderten Zuwachs bekommen:
  • Da gibt es das Bundesministerium für Dies und Das. Und dieses Mysterium (immer diese Schreibfehler) hat tatsächlich 1,7 Millionen Euro für eine soziologische Studie in der Stadt Wittenberge in der Prignitz ausgegeben. Forscher haben die Ossis in Wittenberge wie Schaben unter die Lupe genommen und herausgefunden, wie die in diesem dreckigen Kapitalismus zurecht kommen. Herausgekommen ist - neben einer Grundsicherung für die Forscher - dass im Osten nach wie vor alles Scheiße ist, die jungen Leute abwandern und die Alten Hartz IV kriegen, weil es keine Arbeit gibt. Und jeder ist sich selbst der Nächste, was ja gewollt war und natürlich nach 20 Jahren Elend und Sozialabbau ein richtiges Wunder ist ! Die "Schweriner Volkszeitung" bekommt natürlich ihr Geld auch für markige Durchhalteparolen und so titelt sie folgerichtig: "Wittenberge im Umbruch". "Niedergang" würde es wohl besser treffen. Warum gibt es keine Arbeit ? Na, weil die Industrie in Wittenberge (und nicht nur dort) totgeschlagen wurde. Jetzt wird ein Leser aus Baden-Würstchenberg und Umgebung wieder wissen: Na klar, war ja sowieso alles marode in der DDR, ist ja kein Wunder. Tja, das Veritas-Nähmaschinenwerk in Wittenberge war - nur mal so nebenbei bemerkt- das modernste Nähmaschinenwerk in Europa und der Welt. Es wurde 1992 durch die Treuhandanstalt unter Birgit Breuel staatlich liquidiert. Auch das war kein Wunder, wie wir heute wissen. Seitdem geht es in Wittenberge bergab. Wußten wir vorher nicht, deshalb ist uns diese Erkenntnis auch das ganze Geld wert. Lösungsvorschläge natürlich keine, nur dieser Blick durch die soziologische Lupe auf uns Schaben da unten. Aber auch das ist eine Binsenweisheit.
  • Auch die Demografen und -baronessen des Instituts für Demoskopie Allensbach haben unseren Hauptmann Binse bemüht. Sie brachten vorgestern dem interessierten Volk ihr zwölftes Jahrbuch dar und sprechen selbst in diesem Zusammenhang von einer "Erotik der Daten". Es ist zu befürchten, dass das Werk außer von das Merkel von niemanden sonst gelesen wird. Die Kanzlerin nannte das Buch einen "Schmöker", in dem sie "vieles Schöne" gefunden habe. Zum Beispiel die Frage, ob Deutschlands Frauen lieber Röcke oder Hosen tragen. Die Antwort laute: "58 Prozent der Frauen haben Hosen lieber, 16 Prozent Röcke und Kleider." Sie selbst, meinte Angela Merkel lächelnd, sei also keine Ausnahme. Das wollten wir natürlich schon immer gern wissen, haben uns aber nie getraut zu fragen. Ob die restlichen 26 Prozent der Frauen ständig "unten ohne" herumlaufen oder Säcke tragen, wurde anscheinend nicht geklärt. Ansonsten sind für die Bundeskanzlerin solche demografischen Befunde "ein Frühwarnsystem". Politiker, meinte Angela Merkel anlässlich der Buch-Vorstellung in Berlin, dürften sich jedoch nicht von Umfragen abhängig machen: "Was heute Minderheitenposition ist, kann morgen Mehrheitsposition sein." Wichtige politische Entscheidungen wie die Währungsreform, die Einführung der sozialen Marktwirtschaft, die deutsche Ostpolitik oder der Nato-Doppelbeschluss hätten anfangs keine Mehrheit gehabt. Zu diesen Themen hätten die Deutschen erst im Nachhinein ihre Haltung geändert. Auch der Euro wäre im Wahlvolk zunächst umstritten gewesen, sei aber jetzt allgemein akzeptiert. Wie meinen, Äntschie ? Die MS "Euro" hat gerade eben den Eisberg Griechenland gerammt und selbst wenn die Kapelle weiterspielt und das Leck abgedichtet wird, lauern nur 500 Meter weiter schon die Packeisfelder Portugal, Spanien und Italien und Du redest von Akzeptanz dieser Schwindelwährung ? Wie war das mit dem Heiligen Joseph, dem Stammvater aller Propagandaminister und Durchhalteparolen: Wenn eine Lüge nur oft genug wiederholt wird, wird sie irgendwann geglaubt. Insofern verwundert mich auch nicht mehr, dass ausgerechnet uns Äntschie von "sozialer" Marktwirtschaft schwafelt. Allerdings will das Merkel nun auch nicht den Eindruck erwecken, dass sie ihre politischen Entscheidungen von "der Demoskopie" abhängig macht. Die Geschichte habe gezeigt, dass die meisten wichtigen Entscheidungen zunächst "gegen die Mehrheit" durchgeboxt werden mussten. So halte sie es selbst auch, sagt Merkel: Weder die Rente mit 67, noch der Einsatz in Afghanistan, noch die Rettung der Banken seien als Einzelentscheidungen mehrheitsfähig. Würde sie danach gehen, müsste sie einen allgemeinen Mindestlohn einführen und die Atomkraftwerke sofort abschalten. Aber daran denkt sie natürlich nicht, meint die "Zeit" und damit hat sie leider Recht. Wozu also das ganze Gesabbel und Geschreibsel? Das Allensbach-Institut steht der CDU nahe und muss daher steuerfinanzierte Aufträge haben. So einfach ist das...
  • Auch das Buddhistische Standesamt in Wiesbaden hat unseren Hauptmann Binse bemüht: Die Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik weniger Geld verdient. Der durchschnittliche Bruttoverdienst sank im Jahr 2009 um 0,4 Prozent auf 27.648 Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Nit möööööglich, hätte da der Clown Grock wieder einmal ausgerufen. Und wenn man nun noch gleich die Entwicklung der Nettolöhne untersucht hätte...
  • Und last but not least der Bund der Steuerzahler: In zahlreichen Beschäftigungsverhältnissen gibt es nur wenig mehr oder sogar weniger Lohn als durch Hartz IV. Auch das konnten wir uns ja - nach dem Anstieg der Ein-Euro-Jobs, den "Aufstockern" und den fehlenden Mindestlöhnen- nun gar nicht vorstellen...
Viel Arbeit für Hauptmann Binse und er wird wohl weiterhin nicht auf Hartz IV gesetzt werden. Binse wird gebraucht. Mit derartigem Statistik-Quatsch und den daraus abgeleiteten Erkenntnissen auf dem Niveau von Äntschies Hosenanzug kann man das tumbe Wahlvolk so schön ablenken. Auch wenn fast alles schon lange bekannt ist, wird sich letztlich nichts ändern. Ich wiederhole trotzdem an dieser Stelle mein Angebot: Sollte irgend jemand in nächster Zeit wieder einmal eine soziologische Studie, Demoskopie-Erotikbücher, Statistiken oder so benötigen - ich mach's für die Hälfte in besserer Qualität, denn ich gehöre leider zu den Betroffenen ...

Bild: S. Hofschlaeger, www.pixelio.de

Dienstag, 2. März 2010

Zuhause


Barbara Stanwyck (* 16. Juli 1907 in Brooklyn, New York; † 20. Januar 1990 in Santa Monica, Kalifornien; eigentlich Ruby Stevens) war eine US-amerikanische Schauspielerin. Ihr Kollege Walter Matthau sagte 1981 über sie: "Barbara Stanwyck has played five gun molls, two burlesque queens, half a dozen adulteresses and twice as many murderers. When she was good, she was very, very good. And when she was bad, she was terrific. "

Foto: Weimarimpressionen ( © M. Bode 2009)

Montag, 1. März 2010

Delegitimation der DDR-Straßenverkehrsordnung


Weil zu häufig das Stopp-Gebot missachtet wurde, hat man in Hamburg inzwischen 160 von ursprünglich 362 grünen Pfeilen an Kreuzungen wieder abgeschraubt. Was lehrt uns das ?
  1. Wessis können nur schnell fahren. Wenn es etwas komplizierter wird, verzweifeln sie schnell. Jedenfalls haben sich die meisten nach 20 Jahren wohl immer noch nicht an den grünen Pfeil gewöhnt.
  2. Die deutsche Bürokratie in ihrer Regelungswut kriegt alles kaputt. Die dämliche Regelung, dass man am grünen Pfeil anhalten muss, gab es früher bei uns nicht. Und es klappte trotzdem.
  3. An den Stoppstraßen in Hamburg werden wahrscheinlich demnächst alle Schilder abgeschraubt. Dafür gibt es Schranken.
Aber vielleicht ist das Abbauen des grünen Pfeils eine besonders raffinierte Form des Widerstandes gegen das DDR-Unrechtsregime und Ole von B. spekuliert auf eine Opferrente für DDR-Verfolgte? Oder vielleicht sind die Hamburger Bürokraten einfach nur viel zu dämlich? In Bernau jedenfalls stellt man einen beschäftigungslosen Bullen oder eine Bullette in der Nähe der Ampelkreuzung auf und dann wird abkassiert, wenn einer nicht hält...

Grafik: Thommy Weiss, www.pixelio.de

Impressum und V.i.S.d.P.

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16321 Bernau
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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...