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Montag, 2. März 2015

Der Pawlowsche (Beiss-) Reflex



Stellen Sie sich einmal vor, der Präsident einer ausländischen Macht würde sich in seiner Hauptstadt vor die versammelte Presse stellen und die Bundeskanzlerin Merkel auffordern, endlich die wahren Schuldigen für den Tod von Uwe Barschel, des Bankiers Herrnhausen oder des Treuhandchefs Rohwedder zu benennen. Gleichzeitig würde er die Rechtsstaatlichkeit der deutschen Untersuchungsorgane bezweifeln. Im zweiten Teil seiner Pressekonferenz fordert derselbe Präsident den US-amerikanischen Präsidenten auf, die wahren Schuldigen für die Drohnenmorde der CIA oder der Luftangriffe auf Belgrad endlich vor Gericht zu stellen bzw. die Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA zu untersuchen. 

Oder Nordkorea würde fordern, Sarah Wagenknecht muss Bundeskanzlerin werden, weil Merkel die o.g. Untersuchungen behindert. Undenkbar? Tatsächlich, ähnliches hat man von Präsidenten fremder Länder, nicht mal von Baby-Kim,  noch nie gehört. Wenn allerdings der US-amerikanische Präsident Obomba ganz selbstverständlich den russischen Präsidenten Putin ermahnt, den verabscheuungswürdigen Mord an dem russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow auch ja ordentlich untersuchen zu lassen, ist diese Unverschämtheit für die deutschen Medien kaum eine Nachricht wert bzw. ganz selbstverständlich. Denn dem dummen, machtgierigen Russen muss jederzeit gesagt werden, was man von ihm hält.


Vor zweieinhalb Jahren war ich in der südlichen Ukraine, in der Hafenstadt Odessa. Unter anderem hatte meine Reise das Ziel, Investitionsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen auszuloten und für unsere Bürgerbewegung den Wahlkampf zur Werchowna Rada, dem obersten Parlament der Ukraine, zu beobachten. Auch internationale Beobachter bestätigten dann meine damalige Einschätzung, dass die spätere Wahl, aus der der Präsident Janukowitsch hervorging, und der vorausgehende Wahlkampf nach demokratischen Maßstäben abgelaufen waren. 

Deutsche Spezialisten, die vor Ort im Oblast Odessa seit 1993 Aufbauhilfe leisten, berichteten mir damals von einem Mordanschlag eine Woche vor meiner Ankunft in Odessa, dem der gerade neu gewählte Präsident des örtlichen Lions Clubs, ein so genannter Oligarch, zum Opfer gefallen war. (Ein Oligarch – man sollte diesen Begriff wahrscheinlich einmal übersetzen - ist gemeinhin ein  Wirtschaftsmagnat, der durch seinen Reichtum über ein Land oder eine Region weitgehende Macht zu seinem alleinigen Vorteil ausübt. Der Begriff wurde während des wirtschaftlichen Aufschwungs im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in den USA auf Personen angewandt, die in einer Region ihre eigenen Regeln aufstellten, wenn es dort an Vertretern der allgemeinen Rechtsordnung mangelte, etwa in manchen Städten des Westens. Ihre Wiedergänger z.B. Poroschenko oder Timochenko in der Ukraine sind für EU, NATO und USA sowie deren Journaille automatisch und grundsätzlich immer gute, vertrauenswürdige Menschen))


Man hatte den Oligarchen, also einen gemeinhin überaus machtvollen Menschen, am Sonntagmittag mit neun Schüssen aus einer großkalibrigen Pistole vor den Augen seiner Frau und seiner kleinen Tochter hingerichtet, als er gerade aus seinem Lieblingsrestaurant kam. Er war der Mafia im Wege gewesen und hatte eindeutige Warnungen ignoriert.



Was sagen uns diese Verhältnisse in der Ukraine, die sich auch in den letzten zweieinhalb Jahren nach dem Maidan-Putsch nicht verbessert haben, über den Mord an dem Putin-Oppositionellen Boris Nemzow? Nun, sowohl in der Ukraine als auch in Russland liefen die Privatisierungen des Volkseigentums alle nach demselben Muster ab. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Firmen, Bodenschätze, Fernsehsender, Fluggesellschaften usw. an einigermaßen solvente, meist undurchsichtige Menschen verschleudert. In dem diese Leute einfach die Anteilsscheine der Arbeiter und Angestellten zu einem Bruchteil des Wertes aufkauften, denn die Arbeitnehmer mussten ja Essen und Kohle kaufen und bekamen zum damaligen Zeitpunkt meist keine Löhne mehr. Unbefangene, neutrale internationale Politikwissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von einer kriminellen Oligarchisierung in den 90er Jahren. Wie in  Russland lief dieser Prozess genauso in der Ukraine und nach eigener Anschauung auch in Bulgarien ab. 
  

Griechenland, Bulgarien, Lettland, Litauen, Rumänien. Wer ist der Nächste?
Nemzow selbst machte zu Beginn der Herrschaft Jelzins schon 1991 als radikaler Privatisierer in Nischni Nowgorod von sich reden, stärker dann noch als Vize-Ministerpräsident unter Jelzin 1997 bis 1998 . Er war damit mit verantwortlich für den Tod von Tausenden, das Hungern und Frieren sowie den moralischen und gesundheitlichen Verfall  von Millionen Menschen im post-sowjetischen Russland. All jenen nämlich, die sich kein Firmenimperium aufbauen konnten. Insofern wird er bei der Mehrheit der russischen Bevölkerung nicht sehr beliebt gewesen sein.


So sehr man den feigen Mord an Nemzow verurteilen muss, so sehr muss man sich vor den typisch Pawlowschen Beißreflexen der US-, NATO- und EU- Politik im Verein mit  ihren Medien hüten. Die offizielle Linie lautet wieder einmal: Wer Putin ärgert, wird mit dem Tode bestraft! Damit steht der Schuldige von vorn herein fest. Und diese Ansicht wird wie immer ohne Rücksicht auch auf den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit durchgepeitscht. Putin kann sich jetzt völlig nackt auf den Kopf stellen. Es wird ihm im Westen nichts nützen.  
Der gesicherte Tatort in Moskau (© komersant)

Dabei vergisst man bewusst, dass die erste Frage bei allen politischen Vorgängen immer lauten muss: Cui bono? Wem (oder wessen Interessen) nützt es? Es sei deshalb die Frage erlaubt, ob es nicht noch andere Motive geben könnte als die eines Putin, der sich mit diesem Mord nur selbst in einer äußerst dümmlichen Weise ins eigene Knie geschossen hätte? Ansätze zur Aufklärung dieses unfassbaren Verbrechens, die durchaus in der Person Nemzows liegen könnten, gäbe es genug (siehe oben).


Die nächste Frage aber muss heißen, ob wir nicht selber beobachten, lesen, denken, analysieren, schlussfolgern können. Oder ob wir uns wirklich von Massenmördern wie Obamba und einer gleichgeschalteten Presse zu Pawlows Hunden machen lassen wollen, die willig nach jedem Knochen schnappen, der in Richtung Moskau geworfen wird. Irgendwann folgen den Knochen nämlich Steine und es kommen Steine zurück...




3 Kommentare:

  1. die Glaubwürdigkeit der westl. Politik ist schon lange verloren gegangen. So dusslich kann kein Mensch mehr sein, um den Einpeitschern gedanklich zu folgen. Leider kann Niemand der Lügenpresse den Griffel aus den Händen nehmen. Kennen Sie noch den Namen Horst Wessel, Doc? Nach dem Nemzow-Mord fiel mir sofort dieses Jungchen ein - warum wohl?
    Barnimer

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    1. Weil Sie sich auch fühlen wie in den letzten Jahren der Weimarer Republik?

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    2. alles schon mal da gewesen und es wird auch so enden - leider!
      !Barnimer

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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...